Nach Ansicht des wissenschaftlichen Vereins Kompetenzinitiative e. V. verharmlost das Bundesamt für Strahlenschutz die Belastung durch Magnetfelder im Auto. Diese schreiben am 9. April 2025 in seiner Pressemitteilung: „Strahlenschutz-Studie: Untersuchte E-Autos halten zum Schutz der Gesundheit empfohlene Höchstwerte ein“ (www.bfs.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/BfS/DE/2025/005.html). Das
ist eine pauschale und verharmlosende Aussage ohne konkrete Zahlenwerte. Denn die Feststellung, dass die „Empfehlungen zum Schutz vor gesundheitlichen Auswirkungen von Magnetfeldern eingehalten“ werden, bezieht sich auf Referenzwerte für die Allgemeinbevölkerung, wie sie z. B. von der ICNIRP 2010 mit 200 Mikrotesla (μT) angegeben werden.
Was heißt das wirklich? Solche Höchstwerte sollen akute Effekte wie Nervenerregung oder Muskelstimulation vermeiden. Langzeitwirkungen wie Krebs und andere Effekte oder der Schutz von Risikogruppen (wie Kinder) sind nicht Gegenstand dieser Bewertung. Seit vielen Jahrzehnten kennt man aus international durchgeführten Studien die signifikante Erhöhung des Risikos, bei Exposition unter Magnetfeldern an einer besonderen Art von Kinderleukämie zu erkranken (bereits ab Werten von 0,3 – 0,4 Mikrotesla (Geschwentner & Pölzl 2011: 6, Mitarbeiter des genannten Bundesamtes).[1] Auch
verschiedene Metaanalysen auf Basis der Originaldaten [2] [3] und Reviews [4] [5] zeigen
dies ebenso wie die Bewertung durch den in Deutschland für solche Fragen herangezogenen Verein ICNIRP (1998, deutsche Übersetzung im „Bericht der Strahlenschutzkommission Heft 23“, Seite 55): „die Studien/Messergebnisse schließen auf eine positive Beziehung zwischen Magnetfeldern und Leukämierisiko“.[6] Also bereits mehr als 100-fach geringere Belastungen als die genannten Referenzwerte führen zu belegten gesundheitlichen Effekten bzw. Krebsrisiken.
An dieser Stelle ist auf den „geschickten“ Umgang mit Formulierungen und verwendeten Begriffen hinzuweisen: denn durch die Formulierung, dass „empfohlene Höchstwerte eingehalten“ sind, wird ja lediglich eine „Einhaltung“ bekundet, aber keine Aussage über die damit möglicherweise verbundenen gesundheitlichen Belastungen gemacht. Sondern es wird die Aussage schlicht übergangen, dass sich dahinter durchaus gravierende gesundheitliche Effekte verbergen können. Auch wird das Studienergebnis übergangen, wonach teilweise die genannten „Höchstwerte“ deutlich überschritten werden, insbesondere bei „sportlicher“ Fahrweise. Das zeigt, was uns das Bundesamt zumuten will.
[1] Geschwentner D. & Pölzl C. (2011): Ausbau der Stromübertragungsnetze aus Sicht des Strahlenschutzes. In: UMID. Umwelt und Mensch – Informationsdienst, Nr. 3/2011, Hrsg.: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Robert Koch-Institut (RKI), Umweltbundesamt (UBA). Berlin.
[2] Ahlbom, A.; Day, N.; Feychting, M.; Roman, E.; Skinner, J.; Dockerty, J.;, Linet, M.; McBride, M.; Michaelis, J.; Olsen, J.H.;Tynes, T.; Verkasalo; P.K. (2000): A pooled analysis of magnetic fields and childhood leukaemia. Br J Cancer83(5): 692-8.
[3] Kheifets, L.; Bowman, J.D.; Checkoway, H.; Feychting, M; Harrington, J.M.Kavet, R.; Marsh, G.; Mezei, G.;Renew, D.C.; van Wijngaarden, E. (2009) Future needs of occupational epidemiology of extremely low frequency electric and magnetic fields: review and recommendations. Occup Environ Med 66:72-80 doi:10.1136/oem.2007.037994
[4] Schüz J. (2011): Exposure to extremely low-frequency magnetic fields and the risk of childhood cancer: update of the epidemiological evidence. Prog Biophys Mol Biol. 2011 Dec;107(3):339-42. doi: 10.1016/j.pbiomolbio.2011.09.008. Epub 2011 Sep 19.
[5] Schüz, J., Ahlbom, A. (2008). Exposure to electromagnetic fields and the risk of childhood leukaemia: a review. Radiat Prot Dosimetry, 132,2, 202-211.
[6] ICNIRP – International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection (1998): Guidelines for Limiting Exposure to Time-Varying Electric, Magnetic, and Electromagnetic Fields (up to 300 GHz). In: Health Physics 74 (4): 494-522; 1998. Deutsche Übersetzung in: Berichte der Strahlenschutzkommission, Heft 23.
Weitere Beiträge
Massiv überhöhte Strahlung: Frankreich nimmt 60 Mobiltelefone vom Markt
WHO-Entwarnung zu mobilfunkbedingten Schäden unter scharfer Kritik
Bundesamt verharmlost die Belastung durch Magnetfelder im Auto