Wie wirkt Funkstrahlung auf lebende Organismen?

Shortcode is empty

Wie wirkt Funkstrahlung auf die Zelle?

Die elektromagnetischen Felder werden unterschieden in niederfrequente Felder (NF-EMF, wie sie z. B. beim Haushaltsstrom vorkommen) und hochfrequente elektromagnetische Felder (HF-EMF), die z. B. durch Mobilfunksendeanlagen, Handystrahlung oder WLAN meist stetig auf uns einwirken. Am Beispiel der Zellschädigungen soll hier die Bedeutung der Wirkungen aufgezeigt werden.

Die wichtigsten Bausteine von Pflanzen, Tieren und Menschen sind die (Körper-)Zellen. Sie werden von einer Zellmembran umschlossen. Innerhalb der Zelle gibt es einen Überschuss an negativ geladenen Teilchen, außen herrschen positiv geladene vor. Das sind vor allem Natrium-, Kalium- und Kalzium-Ionen. Manchmal, beispielsweise, wenn in einer Nervenzelle ein Nervenimpuls erzeugt werden soll, oder wenn sich eine Muskelzelle zusammenziehen soll, strömen Kalzium-Ionen in die Zelle. Dazu dienen die „Kalzium-Kanäle“. Das sind „Röhren“ durch die Zellmembran, durch die die Kalzium-Ionen von außen ins Innere der Zelle gelangen können. Sie sind normalerweise verschlossen, werden aber z.B. bei Muskelkontraktionen oder Nervenimpulsen geöffnet. Das kann auch durch Funkstrahlung geschehen. Im Gegensatz zu den natürlichen biologischen Prozessen wirkt Funkstrahlung meist nicht nur für einen kurzen Moment, sondern über längere Zeit ein. Dadurch wird die Chemie in den Zellen geändert. Es entstehen aggressive chemische Verbindungen, die die Hormonbildung stören und die DNA angreifen.

Diese Vorgänge sind theoretisch und experimentell bestens untersucht. Eine gute Zusammenfassung der biophysikalischen und chemischen Vorgänge findet man hier. [Link 1] Tekieh et al. [Link 2] beschreiben die biophysikalischen Vorgänge exakt und Panagopoulos et al. [Link 3] rechnen im Detail nach, dass einzelne Kalzium-Ionen durch die Funkstrahlung zu Bewegungen angeregt werden, die die Kalzium-Kanäle öffnen. Weitere Wege, wie Funkstrahlung auf Zellen wirken kann, findet man bei Klaus Buchner [Link 4].

Quellen / Hinweise

[1] Eine gute Zusammenfassung der biophysikalischen und chemischen Vorgänge findet man bei Martin L. Pall (2019): 5G als ernste globale Herausforderung – gesundheitliche Gefährdungen des Mobilfunks. Broschürenreihe der Kompetenzinitiative für Mensch, Umwelt und Demokratie, ISBN 978-3-98206860-2

Broschüren

[2] Tekieh T., Sasanpour P., Rafii-Tabar H. (2016): Effects of electromagnetic field exposure on conduction and concentration of voltage gated calcium channels: a Brownian dynamics study. Brain Res 1646, 560–569. [https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27346366/]

[3] Panagopoulos rechnet im Detail nach, dass einzelne Kalzium-Ionen durch die Funkstrahlung zu Bewegungen angeregt werden, die die Kalzium-Kanäle öffnen: Panagopoulos D. J., Johansson O., Carlo G. L. (2015): Polarization: a key difference between man-made and natural electromagnetic fields, in regard to biological activity. Sci Rep 5, 14914, doi.org/10.1038/srep14914, https://www.nature.com/ articles/srep14914

  • [4] Hier spielen die Wasserstoff-Brücken eine entscheidende Rolle: Klaus Buchner (2021): 5G-Wahn[sinn], Mankau Verlag, ISBN 978-3-86374-608-7, S. 35ff [https://mankau-verlag.de/products/5g-wahnsinn-buch-mobilfunkstrahlung]


Schädigung des Erbguts

Strömt aufgrund von Funkstrahlung eine entsprechend große Menge an Kalzium-Ionen in eine Zelle ein (siehe oben), gibt es eine Reihe von chemischen Reaktionen. Dabei entstehen auch sehr aggressive Sauerstoff- und Stickstoffverbindungen [Link 1], die u.a. DNA-Einzel- und Doppelstrangbrüche verursachen. Das wurde in vielen Untersuchungen nachgewiesen; am bekanntesten ist die europäische Reflex-Studie [Link 2], die in Kooperation mit dem österreichischen ATHEM-1-Projekt [Link 3] durchgeführt wurde. Während Doppelstrangbrüche gewöhnlich vom Organismus nicht repariert werden können, gelingt dies bei Einzelstrangbrüchen. Allerdings ist ein sehr kleiner Teil dieser Reparaturen fehlerhaft. Diese Schäden häufen sich im Lauf der Zeit an.

Um das sichtbar zu machen, wurden in zwei nahe beieinanderliegenden Dörfern 24 Bewohner ausgewählt, die in allen Parametern (Arbeitsplatz, Lifestyle, Essensgewohnheiten, Gesundheitszustand, radiologische Behandlungen usw.) sehr ähnlich waren. Aber in einem Dorf stand ein Mobilfunksender, in dem anderen nicht. Natürlich wurde die Strahlenbelastung genau erfasst. Das Ergebnis war eine sehr hohe Zahl an Chromosomenschäden bei der belasteten Gruppe (ATHEM-3-Studie) [Link 4].

Bei Unfällen mit Radioaktivität schließt man aus der Zahl bestimmter Chromosomenschäden auf die Strahlendosis, die die betreffende Person abbekommen hat und beurteilt so, ob die Grenzwerte überschritten wurden. In dem belasteten Dorf hat man dieselbe Zahl an Chromosomenschäden, wie sie bei Radioaktivität durch eine mindestens fünffache Überschreitung des Grenzwerts entstehen würde. Würde es sich also um eine radioaktive Quelle statt eines Mobilfunksenders handeln, müsste diese sofort stillgelegt werden.

Quellen / Hinweise

[1] Martin L. Pall (2019): 5G als ernste globale Herausforderung – gesundheitliche Gefährdungen des Mobilfunks. Broschürenreihe der Kompetenzinitiative für Mensch, Umwelt und Demokratie, ISBN 978-3-98206860-2 [https://kompetenzinitiative.com/5g-als-ernste-globale-herausforderung-gesundheitliche-gefaehrdungen-des-mobilfunks/]

[2] Schwarz, C., Kratochvil, E., Pilger, A., Kuster, N., Adlkofer, F., and Rudiger, H.W. (2008). Radiofrequency electromagnetic fields (UMTS, 1,950 MHz) induce genotoxic effects in vitro in human fibroblasts but not in lymphocytes. Int.Arch.Occup.Environ.Health 81: pp. 755-767; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18278508

[3] H. Molla-Djafari et al. (2009): Untersuchung athermischer Wirkungen elektromagnetischer Felder. Forschungsbericht Nr. 47 AUVA, www.bzoe-kaernten.at/wp-content/uploads/2019/04/Untersuchung-athermischer-Wirkungen_ATHEM-Report-Nr.-47.pdf

[4] S. Gulati et al. (2024): Evaluation of oxidative stress and genetic instability among residents near mobile phone base stations in Germany. Ecotoxicology and Environmental Safety 279 (2024), 116486, doi: 10.1016/j.ecoenv.2024.116486

Ausführlicher: W. Mosgöller et al: ATHEM-3 (2020-2024): Athermische Wirkungen bei Langzeit-Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern niedriger Intensität. https://kompetenzinitiative.com/wp-content/uploads/2024/07/ATHEM_3_Schlussbericht-240710.pdf


Entstehung von Krebs

Die wichtigsten Folgen von Änderungen des Erbguts sind Krebs und auch missgebildete Kinder. Da deren Schäden schon vor der Geburt im Ultraschall sichtbar sind, werden sie meist abgetrieben – mit einer Ausnahme: Kinder mit offener Bauchdecke (Egger et al. [Link 5] Denn diese kann, wenn sie vor der Geburt bekannt ist, operiert werden. Dabei hat man eine über 90%ige Chance, dass keine dauerhaften Schäden bleiben. Bei Tieren hat man Daten für alle Arten von Missbildungen. Eine Studie mit fast 28.000 Ferkeln aus einem Zuchtbetrieb ergibt, dass nach Inbetriebnahme eines etwa 300 m entfernten Mobilfunksenders (GSM) fast 0,8% der Ferkel sichtbare Missbildungen entstanden. Vorher waren es etwa 0,08%, siehe Klaus Buchner et al. [Link 6]

[5] P. Egger et al. (2021): Gastrochisis annual incidence, mortality, and trends in extreme Southern Brazil. Journal de Pediatria 1. doi: 10.1016/j.jped.2021.04.007. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9432054/

[6] K. Buchner et al. (2014): Reduzierte Fruchtbarkeit und vermehrte Missbildungen unter Mobilfunkstrahlung. Dokumentation aus einem landwirtschaftlichen Nutzbetrieb. umwelt · medizin · gesellschaft |27| 3/2014, S. 182 – 190. www.academia.edu/128005306/Reduzierte_Fruchtbarkeit_und_vermehrte_missbildungen_durch_mobilfunkstrahlungen_dokumentation_aus_einem_landwirtschaftlichen_nutzbetrieb


Verlässliche Aussagen über die Krebswirksamkeit der Strahlung erhält man durch Studien an Versuchstieren. Insbesondere die Studien des U.S. National Toxicology Program (NTP) [Link 6] und die Ramazzini-Studie [Link 7] zeigen Ergebnisse, die zusammenfassend für das europäische Parlament erstellt werden. Diese Studie ›Health impact of 5G‹ [Link 8], findet insgesamt 1.861 Studien über die krebserzeugende Wirkung beim Menschen und in Tierstudien. Anhand der wissenschaftlichen Klassifikation gemäß der internationalen Krebs-Behörde IARC wird zusammenfassend bewertet, dass ein ausreichender Nachweis (kausaler Zusammenhang) für die Krebsentstehung bei Tieren geführt werden kann. Es handelt sich um die bisher größten Langzeitstudien mit einer sehr großen Anzahl an Versuchstieren.

Auch eine neue, umfassende und systematische Überprüfung von Tierstudien im Auftrag des EMF-Büros der Weltgesundheitsorganisation (WHO) findet zuverlässige Belege, dass hochfrequente Strahlung das Krebsrisiko erhöht (Mevissen et al. 2025 [Link 9]).

Das italienische Ramazzini-Institut untersuchte Ratten auf die karzinogenen Auswirkungen einer Langzeitexposition gegenüber 1,8-GHz-GSM-Strahlung. Die Studie zeigt, dass Mobilfunkstrahlung Gehirn- und Herztumore verursacht, insbesondere bei männlichen Ratten. Sie bestätigt die Ergebnisse der NTP-Studie.


[6] U.S. Department of Health and Human Services (2018): NTP Technical Report on the Toxicology and Carcinogenesis Studies in Sprague Dawley Rats Exposed to Whole-body Radio Frequency Radiation at a Frequency (900 Mhz) and Modulations (GSM and CDMA) Used by Cell Phones. Technical Report 595. doi: 10.22427/NTP-TR-595. [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK561730/pdf/Bookshelf_NBK561730.pdf].


[7] Falcioni L. et al. (2018): Report of final results regarding brain and heart tumors in Sprague-Dawley rats exposed from prenatal life until natural death to mobile phone radiofrequency field representative of a 1.8 GHz GSM base station environmental emission. Environ Res 165:496–503. doi: 10.1016/j.envres.2018.01.037. [https://www.fcc.gov/ecfs/document/10913119016386/5].


[8] EPRS = Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments, Panel for the Future of Science and Technology (STOA), Belpoggi, F. (2021): Health impact of 5G. PE 690.012. [https://www.europarl.europa.eu/stoa/en/document/EPRS_STU(2021)690012].


[9] Mevissen M, Ducray A, Ward JM, Kopp-Schneider A, McNamee JP, Wood AW, Rivero TM, Straif K: Effects of radiofrequency electromagnetic field exposure on cancer in laboratory animal studies, a systematic review. In: Environment International, 2025, 109482. https://doi.org/10.1016/j.envint.2025.109482.

(https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0160412025002338)

Schwellenwerte der Kanzerogenität

In der Ramazzini-Studie zeigt eine genauere Auswertung der Daten, dass bei den 2.448 Ratten, die einer GSM-1800-Strahlung (die dem Fernfeld einer Mobilfunk-Basisstation entspricht) ausgesetzt waren, die männlichen Tiere mehr Tumore des peripheren Nervensystems entwickelten, als die nicht bestrahlten. Der Unterschied war signifikant. Natürlich bekamen auch die weiblichen Tiere Tumoren. Aber die Zahl der Tiere war zu klein für einen signifikanten Effekt.

Die Abbildung zeigt, dass der Anteil dieser Tumore linear mit der Feldstärke der Bestrahlung zunimmt. Zum Vergleich: Der Grenzwert liegt hier bei 58 V/m..

Abbildung

Prozentsatz der bösartigen Tumore im Gehirn von Ratten in Abhängigkeit von der elektrischen Feldstärke der Bestrahlung (Auswertung nach Falcioni et al. [Link 7]).

Die Unwirksamkeit gültiger Grenzwerte

Bereits bei einer Bestrahlung mit weniger als der Hälfte dieses Grenzwerts, nämlich bei 25 V/m, stieg bei den Tieren der Anteil bösartiger Hirntumore an.

Setzt man dies als Schwellenwert für das Auftreten krankhafter Effekte, so muss man – wie in der Pharmaindustrie üblich – bei der Übertragung vom Tierversuch auf den Menschen und wegen der unterschiedlichen Reaktion der betroffenen Individuen einen Sicherheitsfaktor von mindestens 100 ansetzen. Das würde einen Grenzwert von 0,25 V/m (entspricht 165 µW/m²) bedeuten. Für den hier zu betrachtenden Frequenzbereich (1,8 GHz) gilt ein Grenzwert von etwa 58 V/m, das sind etwa 9 Mio. µW/m2. Die evidente Ungeeignetheit der derzeitigen Grenzwerte springt also mehr als ins Auge und unterstreicht, dass mit „hinreichender Wahrscheinlichkeit“ ein Schaden derzeit bereits weit unterhalb der Grenzwerte zu erwarten ist. Eine (im rechtlichen Sinne erforderliche) Gefahrenabwehr ist derzeit also mit dem BImSchG bzw. der 26. BImSchV nicht gegeben.