Die Ferkelstudie

Im Frühjahr 2009 wurde in etwa 300 m Entfernung von einem niederbayerischen Schweinezuchtbetrieb ein Mobilfunkmast in Betrieb genommen. Dadurch stieg die Hochfrequenzbelastung in den Ställen von rund 1 μW/m² auf Spitzenwerte von 1.200
μW/m² – das entspricht etwa 1,6% des deutschen Grenzwerts (gemessen in V/m).
Untersuchungsdesign
Zur Abschätzung möglicher Effekte auf die Fortpflanzung wurden die Leistungszahlen des Betriebs in zwei Zeiträumen verglichen:
Vor Installation: Mai 2002 bis April 2009
Nach Installation: Mai 2009 bis April 2012
In beiden Phasen wurden die Anzahl der Zuchtsauen, der Würfe pro Sau, die lebend geborenen Ferkel je Wurf und je Sau und schließlich auftretende Fehlbildungen erfasst. Dabei wurden in der Statistik knapp 28.000 Ferkel berücksichtigt.
Während der gesamten zehn Jahre änderten sich weder die Ställe, noch die Rasse der Tiere oder die Zusammensetzung des Futters.
Ergebnisse
Sinkende Fruchtbarkeit
Die jährliche Gesamtzahl der lebend geborenen Ferkel fiel von durchschnittlich 2.908 auf 2.576, obwohl die Zahl der Sauen von 133 auf 140 anstieg. Die Würfe pro Sau und Jahr nahmen von 2,17 auf 2,09 ab, die geborenen Ferkel je Wurf von 10,8 auf 9,8.
Mehr Fehlbildungen
Vor der Inbetriebnahme gab es unter 20.359 Ferkeln 7 Anomalien (Afterlosigkeit, Zwitter). Danach stieg diese Zahl auf 70 unter 7.728 Ferkeln. Besonders auffällig war der Anstieg von Hermaphroditismus („Zwitter“) von 5 auf 36 Fälle – also fast auf das 19-fache des Erwartungswerts.
Unter den 70 Anomalien waren auch Fehlbildungen am Kopf, Bauch und an den Gliedmaßen, die vorher im Betrieb noch nie gesehen wurden. Bei den Fehlbildungen wurden Binneneber, Hodensackbruch, Nabelbruch und Grätscher außer Acht gelassen, die sich durch die Installation des Mobilfunkmasten nicht geändert hatten.
Verändertes Geschlechterverhältnis Vorher wurden etwas mehr männliche als weibliche Ferkel geboren (Verhältnis 1,071:1), danach sank es auf 0,945:1 – ein statistisch hoch signifikanter Unterschied.
Was bedeutet das?
Obwohl die gemessenen Feldstärken weit unter den gesetzlichen Grenzwerten lagen, gingen die Fruchtbarkeit und die Gesundheit der Tiere deutlich zurück. Und das, obwohl der Hoftierarzt keine Krankheiten oder sonstige Ursachen fand,
die diese Veränderungen erklären könnten. Die Autoren betonen, dass ähnliche Beobachtungen auch bei Rindern gemacht wurden. Deshalb könnten diese Ergebnisse auch für den Menschen von Bedeutung sein, besonders weil Schweine in vieler
Hinsicht dem Menschen sehr ähnlich sind.
Ausblick
Die Studie ist für sich genommen nur als erster Hinweis zu werten. Aber etliche andere Arbeiten stellen Veränderungen des Hormonspiegels durch Funkstrahlung fest. Nach dem Erscheinen unserer Studie wurde auch eine Reihe von Untersuchungen publiziert, die DNA-Schäden und Änderungen der Chromosomen durch Handystrahlung nachwiesen (beginnend mit der REFLEX-Studie und den Studien ATHEM-1, ATHEM -2 und ATHEM -3 [hier einen Link legen zu der bereits eingestellten Studie]). Auch der Mechanismus dieser Schäden ist inzwischen gut erforscht. Zusammen genommen zeichnen diese Ergebnisse ein klares Bild: Funkstrahlung schädigt das Hormonsystem und die Erbanlagen.
Prof. Dr. rer. nat.
Klaus Buchner
Leiter der Ferkelstudie und
Vorstandsmitglied der Kompetenzinitiative
Professor für Mathematische Physik der Technischen Hochschule München. Bei fachlichen Rückfragen melden Sie sich gern über
info@kompetenzinitiative.de